Vagabunden retten den Süden

In modernen Gesellschaften beschleunigt sich das Leben und die Mobilität steigert sich stetig. Einige Menschen sind mit Lust, andere mit Frust im Rucksack unterwegs. Touristen sind willkommen und werden umworben. Anders ist es mit den Arbeitssuchenden aus dem Ausland. Reiche Länder möchten diese wirtschaftlichen Flüchtlinge – sofern sie nicht eigene Löcher stopfen – schnellstens wieder loswerden.

Die Schweiz ist mit Strassen zugepflastert. Die Strassendichte pro 100km2 der Gesamtfläche beträgt in der Schweiz 173km, in Afrika 6,8km, in Lateinamerika 12km und in Asien 18km. Diese Strassendichte hat Nach- und scheinbar vor allem Vorteile. Mobilität gilt als Motor für die Entwicklung, schreibt Gabriela Neuhaus im DEZA-Magazin. Mobilität fördert den Austausch, aber auch die Abhängigkeit zwischen armen und reichen Nationen.

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Es peitschen die Wogen des Lebens

Menschsein fordert uns heute ganzheitlich heraus. Soziologen betrachten postmodernes Glaubensleben als eine Pilgerschaft und manche Theologen sprechen von Patchworkreligiosität. Der heutige Mensch muss sich seinen Glauben vermehrt selber basteln. Viele Christen leben ihre Sehnsucht nach Spiritualität nicht mehr ortsgebunden in Pfarreien, sondern unterwegs und zu speziellen Zeiten. Die Gottesbeziehung muss stets neu gefunden werden. Manche führt die Suche ins Kloster, einmal oder wiederholt.

Einer Festung gleich liegt das Kapuzinerkloster von Rapperswil oben am Zürichsee. Auf drei Seiten werden die Mauern von der Uferpromenade und Wasser abgegrenzt. Im Rücken liegt der Lindenhügel mit dem Schloss. Vorne, an der Seeseite, bei der Schanz wurden früher die zürcherischen Kriegsschiffe abgewehrt, ja im See versenkt.

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Das DU erahnen

Artikel in der Zeitschrift „Dialog“

KNAPP hat es mir noch zum morgendlichen Kaffee gereicht. Brüder,  Schwestern und Gäste sind in angeregte morgendliche Diskussionen vertieft. Mir wird ein freundlicher Blick zugeworfen, aber wenig gesagt. Alle wissen: Es ist noch nicht seine Stunde. Schon etwas wacher geht es nach dem geschlürften Kaffee in den Gebetsraum. Lied, Psalm und Bibeltext lassen mich ankommen, ein Musikstück hilft, in innere Schwingung zu geraten, und dann geht es in die wohltuende Stille, Meditation genannt. Einige langsame und tiefe Atemzüge helfen, in die Wahrnehmung der Gegenwart zu gelangen. Ja, ich bin da. Jetzt lege ich los, innere Welten dürfen sich öffnen.

Hier geht es zum PDF der Zeitschrift.

Ist Franz von Assisi gescheitert?

Franziskuskalender 2016, S. 68-69

Er wollte die Kreuzfahrer auf friedliche Wege führen und dem Sultan der feindlichen Muslime den christlichen Glauben nahebringen. Seine Brüder sollten für immer in radikaler Armut leben. Mit diesen Zielen drang Franziskus nicht durch.

Ist Franz von Assisi der grosse Verlierer in der Weltgeschichte? Hat er mit seinen Vorstellungen von Jesusnachfolge und Weltpolitik versagt?  Gerne träumt man davon, dass Franziskus mit seinen damaligen Taten mehr Erfolg gehabt hätte.

Zum Artikel als PDF.

Worte für die MittWortsMusik

Luzern, Jesuitenkirche, 20. Mai 2015

1. Wort

Liebe Mitfeiernde

Musik und Worte sollen sich heute am Gedenktag des Bernhardin von Siena miteinander verbinden. Gregorianische Gesänge, wie wir sie schon gehört haben, bestehen aus Worten und Musik. Muss ich da wirklich noch etwas sagen? Gut, das vorgetragene Latein werden wohl die wenigsten von uns verstehen und übersetzen können. Darum wage ich einige Worte in Hochdeutsch – gesprochen und nicht gesungen.

Die franziskanische Liturgie in dieser Woche ist sehr vielfältig und stellt einige nachahmenswerte Menschen in den Mittelpunkt. Am Montag feierten wir Kapuziner das Fest von Felix von Cantalice, am Dienstag die Gedenktage von Maria Bernarda Bütler von Auw sowie den Crispin von Viterbo und heute Mittwoch den Bernhardin von Siena.

Bei der Würdigung franziskanischer Heiliger ist zumeist der Start sehr einfach:

  1. Der Heilige oder die Heilige ist vor allem sehr gottverbunden – traditionell wird dies mit fromm ausgedrückt.
  2. Der oder die Heilige ist volksnah – bei Kapuziner-Laien-Brüder ist dies sogar zu betonen. Als Bettler waren sie auf der Strasse und in den Familien bei den Menschen unterwegs.
  3. Je franziskanischer der oder die Heilige, desto mehr ist er oder sie bei den Armen und Ausgestossenen gegenwärtig. Das meint nicht nur solidarisch, sondern präsent vor Ort und selber auch arm und minder; eben eine mindere Schwester oder ein minderer Bruder, wie die korrekte Ordensbezeichnung mit „Ordo fratrum minorum“ vorgibt.

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Seid fruchtbar

Ein Gedanke vom Spirituellen Wandern

Die Bibel erzählt viele Geschichten aus der Natur und überträgt dann für die Menschen „Seid fruchtbar“. Nirgends schreibt sie „Seid erfolgreich“. Wo liegt der Unterschied. Ich meine, dass es im Erfolg um Konkurrenz und Ausstechen von anderen Menschen geht. Es kann und darf nur einen Sieger geben. Fruchtbar können viele sein. Welche Blume auf einer wunderbaren Frühlingswiese ist erfolgreich, oder eben die erfolgreichste Blume? Nein, Blumen sind fruchtbar und so auch gemeinsam schön, nicht nur einsam.

Ein weiteres Thema finde ich in der Fruchtbarkeit, wie sie auch die Bibel formuliert. Erfolg muss oder sollte zumindest perfekt sein. In den Gleichnissen eines Jesus von Nazareth geht es nicht um Perfektion. Im Gleichnis vom Sämann oder besser der fruchtbaren Saat geht es darum, dass einige Samen wegen Feinden wie Sonne, Dornen oder Vögel nicht ans Ziel kommen. Trotzdem bringt die Saat vielfache Frucht, dreissigfach, sechzigfach, ja hundertfach. Es entsteht ein blühendes Feld. Eine solche Lebenseinstellung hat denn auch viel mit Burnout-Prophylaxe zu tun.

Auf einer Wanderung oberhalb lief ich an ein Häuschen mit obigen Fenster heran. Es erinnert mich an menschliche Fruchtbarkeit, die man unterwegs einfach geniessen darf – ohne Millionen dafür ausgeben zu müssen.

Schnecke pudelwohl

Gedanken auf einem nassen Spaziergang

Heute hat es den ganzen Tag geregnet und der Regenponcho man stetes Gewand. Doch habe ich noch selten so viele Schnecken gesehen wie heute. Achtsam musste ich durch die nassen Waldwege gehen. Schnecken fühlen sich wohl erst im Regen so richtig pudelwohl. Gut, wenn ich dann mal draussen bin und mich in mein Schneckenhaus zurückziehe, dann geniesse ich diese Situation sehr. Früher auf Skitouren bei heftigen Stürmen habe ich – so scheint es mir heute – das Meditieren gelernt.

Tipp für Fotografen: Bei Regen gibt es mehr lohnende Sujets als bei strahlender Sonne. Ich habe mich ja heute geärgert, nur einen kleinen Apparat und vor allem kein Stativ mitgenommen zu haben.

Was die Welt braucht

Ein Zitat, das zum Weiterdenken einlädt

Der Planet braucht keine erfolgreichen Menschen mehr. Der Planet braucht dringend Friedensstifter, Heiler, Erneuerer, Geschichtenerzähler und Liebende aller Art.

Diesen Satz fand ich im Facebook und er wird da dem Dalai Lama zugeschrieben. Er gefällt mir sehr. Ich glaube nicht an einzelne Helden, sondern an Gemeinschaften, die sich für eine bessere Welt oder als Christen für das Reich Gottes einsetzen.

Ich weiss, Heldengeschichten haben meistens nur einen oder ganz wenige Protagonisten. Doch sind das Geschichten der Unterhaltung und der Vertrauensbildung an eine gute Zukunft. Zumeist haben sie wenig mir der Realität zu tun, wie ich sie wahrnehme.

Friedensstifter, Heiler, Erneuerer und Liebende aller Art habe ich ja flüssig überlesen. Beim Geschichtenerzähler bin ich etwas ins Stocken geraten – und habe mich dann selber auch etwas angesprochen gefühlt. Und vor allem Jesus von Nazareth wie auch Franz von Assisi waren gute Geschichtenerzähler und haben Traditionen von GeschichtenerzählerInnen geprägt.

Zum Foto: Es sind dies ja Show-Gladiatoren. Ursprünglich sind sie eigentlich tragische Heldentypen. Zum Lachen sind sie heute noch gut, aber nicht für die Realität.