Zum Neuen Jahr

Predigt vom 1. Januar 2024; Lk 2,16-21; Gal 4,4-7

Liebe Söhne und Töchter Gottes, unseres Vaters im Himmel

Vor acht Tagen feierten wir Weihnachten und die Festtage neigen sich dem Ende zu. Es wartet der Alltag, und der beginnt heute. Was nehmen wir von Weihnachten in unseren Alltag mit? Die Tagestexte kennen drei Aspekte und haben einen Ratschlag. Aspekte:

  • Staunen, z.B. über das Leben eines Kindes – auch im Alltag.
  • Gottes Nähe in unserem Herzen erwägen und bewahren.
  • Wir sind Söhne und Töchter des Vaters, nicht mehr Sklaven und Sklavinnen Gottes wie vorher!

Und last but not least der Ratschlag: Nehmt euch nicht zu viel vor fürs Neue Jahr. Töchter und Söhne Gottes sind freigekauft und nicht für Zwang, gute Vorsätze oder irgendwelche göttliche Gesetze berufen!

Staunen, z.B. über das Leben eines Kindes – auch im Alltag.

Vor Jahren kam mein spanischer Mitbruder Policarpo zu mir und sagte: Meine Schwester, eine geniale Advokatin, sitzt Abend für Abend nach der Arbeit bei ihrem neugeborenen Kind und staunt über das Geschenk des Lebens. Im Herzen ist sie voll des Dankes und der Freude.

Genauso geht es den Hirten im heutigen Tagesevangelium des Lukas. Sie kommen nach Bethlehem und finden ein Kind. Zweimal kommt der Begriff Kind vor. Das bedeutet in der Bibel: Achtung wichtig! Das hat Bedeutung. Bei Lukas gibt es beim Kind keine Engel, keine Tiere und auch keine Wunder, wie sie der Evangelist Lukas ansonsten gerne erzählt. Die Hirten und Hirtinnen sehen das Kind, kehren in ihren Alltag zurück, rühmen dort Gott und preisen ihn. Ein Kind in Bethlehem verändert die Hirten und Hirtinnen. Dazu braucht es nichts anderes oder weiteres. Staunen übers Leben und Gottes Wirken im Alltag reicht.

Gottes Nähe in unserem Herzen erwägen und bewahren.

Im letzten ITE (2023/5) geht es um die Seele und Seel-Sorge. Heute: «Maria bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen» (Lk 2,18). Ich habe mir vorgenommen, einmal ein ITE zum Thema Herz zu machen. Es ist kompliziert und vielfältig. Herz kann ein moralischer Ort sein. Und im Alltag zeigt es sich, ob man ein Herz aus Stein oder der Nächsten-, Gottes- und Selbstliebe habe. Seele und Herz ist in der Bibel nicht dasselbe. Auch Tiere haben eine Seele, aber kein Herz im biblischen Sinn. Das Herz des Pharaos war verstockt und ein Herz kann aus Stein sein, meint der Psalm. Wichtig scheint mir bei Maria: Sie erwog die Worte der Hirten, die Geburt im Herzen. Nehmen wir also Weihnachten im Herzen als positive Nachricht und Handlungsanleitung mit in unseren Alltag!

Wir sind Söhne und Töchter Gottes, nicht mehr Sklaven!

Paulus hat Probleme mit den Galatern. Judenchristen verlangen von den Heidenchristen, dass diese zuerst echte Juden müssen werden, sich beschneiden und jüdische Gesetze einhalten. Völlig falsch meint der Apostel. Nach Paulus hat sich mit der Geburt des Sohnes Gottes alles verändert. Juden und Jüdinnen sind nicht mehr dem Gesetz des Alten Bundes unterstellt. Sie sind vom Sohn Gottes davon freigekauft und nun nicht mehr Sklaven, sondern Söhne und Töchter Gottes. Eben Erben und Erbinnen.

Galater, zumeist Heidenchristen und wir hier in dieser Kapuzinerkirche versammelte unbeschnittene Gläubige sind dank der Geburt des Sohnes Gottes auch Söhne und Töchter Gottes geworden. Und in unserem Herzen ruft der Geist, Abba, Vater. Und Achtung sage ich mit Paulus. Liebe Söhne und Töchter Gottes, lasst euch nicht wieder versklaven, von Gott abbringen, um wieder neu Sklaven und Sklavinnen zu werden. Nicht nur die Judenchristen können Schlagseite haben, nein, auch die Heidenchristen. In Galater 4,9-10 polemisiert Paulus gegen die unter den Galatern verbreitete Praxis, die Tage oder Monate für bestimmte Handlungen nach astrologischen Regeln festzulegen: Dies mache sie zu Sklaven astraler Mächte, der „Elementarmächte“, an die sie doch eigentlich gar nicht glaubten. Passen wir also auf, dass wir uns nicht ähnlich auch bestimmen und versklaven lassen. Ideologien dazu gibt es heute wieder mehr als genug!

Söhne und Töchter Gottes sind und bleiben wir auch im 2024. Hören wir also auch in unserem Alltag den Geist in unserem Herzen rufen: «Abba, Vater» und im 2024 ruft der Geist vielleicht «Abba, Vater, Mama, Mutter im Himmel». Vergessen wir nicht zu Staunen und uns an Gottes Gegenwart im Alltag zu erinnern und lassen wir uns die Freiheit der Töchter und Söhne Gottes nicht nehmen.

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