Mauern zur Abgrenzung

Gedanken nach einem Interview

„Ach, ist denn hier das Tor offen?“ ist ein Gedanke, der mir hier in Rapperswil manchmal durch den Kopf geht, wenn sich wieder einige Touristen bei uns im Klostergarten verirrt haben. Gleichzeitig ärgere ich mich manchmal, dass es um das Kloster herum hohe Mauern gibt – was sicher nicht im Geist eines Franz von Assisi ist. Am Liebsten hätte ich diese früher Niedergerissen. Manchmal habe ich mich innerlich auch über die Schweizerische Eigenart der Eigenheimbesitzer mokiert, die um ihr weniges Land noch einen Haag bauen und sich so abgrenzen.

In den letzten Tagen war ein Kantonsschüler auf Besuch. Er wollte mehr wissen zum Thema „Analyse der verschiedenen Arten von Abgrenzung aus der Gesellschaft „. Fürs Erste ist es ja nicht das, was Kapuziner wollen. Die Klöster stehen stets in der Nähe der Stadt, damit der Austausch und die Begegnung mit den BürgerInnen gut möglich ist. Trotzdem ist da eine mächtige und eindrucksvolle Mauer, welche übrigens im Unterhalt nicht immer sehr billig ist.

Nach dem Gespräch hatte ich mich ein wenig versöhnt mit der Mauer ums Kloster. Es ist mir klar geworden, wie wichtig in unserer Gesellschaft die Abgrenzung ist. Selbst wenn wir eine Niederlassung in einem Hochhaus in Bern Betlehem hätten – viele Brüder wissen, dass ich davon träume – dann würden wir die Türe verriegeln, dass sich keine Touristen und Co. in unserer Privatsphäre tummeln könnten. Wären wir in einer etwas edleren und reicheren Gegend, dann wäre nicht nur die Wohnungstüre, sondern auch schon die Haustüre verriegelt. Dies nicht einmal mit bösartigen Gedanken, sondern einfach zum Schutz der eigenen Intimität.

Ich selber war noch nie in Kanada. Doch da sollen übrigens die Haustüren nicht geschlossen, sondern offen sein – aber Türen gibt es trotzdem. Ob da die Kapuziner keine Mauern um ihre Niederlassungen haben?

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