Seid fröhlich in der Hoffnung

Der Missionskalender 2022 der Schweizer Kapuziner ist erschienen …

Der praktische Wandkalender mit Angabe der Tagesheiligen für die Feier von Namenstagen, mit wunderbaren Bildern und Bibelzitaten sowie viel Platz für Ihre Termine ist wieder da. «Seid fröhlich in der Hoffnung», steht im Römerbrief 12,12. Und dieser Satz ist das Motto für die Bilder und Texte im 2022.

Lachende Gesichter stecken an und stellen auf. Und oft geschieht es dann, dass es mir selbst wohl im Herzen wird und die Menschen mir zumindest ein Lächeln entlocken. Hoffentlich kann Ihnen auch dieser Missionskalender der Schweizer Kapuziner im kommenden Jahr stets neu ein Lächeln entlocken. Lassen Sie sich von der Freude und der Hoffnung verzaubern.

Gratis-Missionskalender bei: Missionsprokura Schweizer Kapuziner | Postfach 1017 | 4601 Olten | Tel: 062 212 77 70 | Weiter

Edito zu ITE 2021/3

Liebe Leserinnen und Leser

«Macht euch die Erde untertan». Diesen «biblischen» Spruch haben Sie wohl auch schon oft gehört und sich vielleicht darüber ebenso wie ich geärgert. In der letzten Zeit hallt mir noch ein Zitat von Leonardo Boff nach: «Wenn wir uns nicht ändern, werden wir aussterben wie die Dinosaurier.»

Erdgeschichtler zeigen, dass die Auslöschung von Tier- und Pflanzenarten zum natürlichen Prozess der Evolution gehört. Im Verlaufe ihrer Geschichte hat die Erde fünfzehn grosse Vernichtungskatastrophen durchgemacht. Die letzte von ihnen hat den Dinosauriern das Überleben gekostet. Was zum Aussterben der Dinosaurier geführt hat, ist umstritten, bei uns Menschen ist wohl klar, was zu unserer Auslöschung führen könnte.

Selbst die neue Einheitsübersetzung von 2017 übersetzt Genesis 1,28 mit «Seid fruchtbar und mehret euch, füllt die Erde und unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!» Man könnte wirklich meinen, die Bibel ist ökologisch unsensibel und unterstützt wirtschaftlichen Raubbau. Als dieser Text allerdings geschrieben wurde, gab es noch keinen Kapitalismus, keine Unternehmen, keine global tätigen Firmen und Banken, auch keine Massenvernichtungswaffen, die die Welt mehrmals in die Luft sprengen könnten. Es gab Viehhirten und vielleicht ein paar Könige – die Bibel erzählt in ihren frühen Büchern eher von Nomaden, denn von sesshaften Menschen. Für diese wenigen Menschen gab es unbeschränkt Platz auf Erden, und die Natur konnte sich vom menschlichen Leben und Handeln immer wieder problemlos erholen.

Im hebräischen Originalzitat aus Genesis 1,28 hat das hebräische Verb kabasch die Bedeutung als Kulturland in Besitz nehmen. Das Verb radah meint königlich auftreten. Ein König hat Verantwortung für sein Reich und ist Gott gegenüber verantwortlich für sein Tun. Von dieser Verantwortung handelt ITE 2021/3. Unsere Vision wäre, dass aus unserem Leben und Wirtschaften ein wunderbares Miteinander entstände, dass Leben in Vielfalt und Fülle für Menschen, Tiere und Pflanzen möglich wird; geordnet und abgestimmt, so dass sich Wirtschaft und Natur bildhaft gesprochen den Handschlag der Nachhaltigkeit für das Leben geben.

Eine befreiende und eine lebensbejahende Theologie

Obersee Nachrichten, 17. Juni 2021, Michel Wassner, Frontseite:
Insgesamt knapp zwei Jahrzehnte lebte Bruder Adrian im Kapuzinerkloster Rapperswil. Nun zieht er weiter – nach Schwyz. Es gefällt ihm am Zürichsee, ganz klar. Er wird die Region vermissen, bestimmt. Aber für einen Kapuziner-Bruder gehören Ortswechsel einfach dazu. Die Jahre am Obersee waren- für ihn eine Zeit der Erfahrungenund Begegnungen. Immerhin handelt es sich in der Rosenstadt um ein offenes Kloster. Man lebt mit Freiwilligen zusammen. Jetzt jedenfalls blickt er nach vorne und freut sich darauf, wieder mehr Zeit zu habenfür seine Leidenschaft – das Schreiben. Seite7

«Ich bin ein fröhlicher Mensch»

Mit Bruder Adrian verlässt ein «Urgestein» des Kapuziner-Klosters Rapperswil den Obersee in Richtung Schwyz. In seinen knapp zwei Jahrzehnten hat sich viel getan. Von einem, der die Region auch ein wenig vermissen wird.

Insgesamt 18 Jahre verbrachte Bruder Adrian im Kapuziner-Kloster Rapperswil. Nun zieht er weiter. Bei seinem Orden ist das so üblich. Gefallen hat es ihm sehr gut am Obersee. Innerhalb der Klostermauern und ausserhalb. «Ich liebe das Wandern, die Wälder, kenne fast jeden Weg in der Region.» Dass er sehr naturverbunden ist, erzählt der 56-Jährige beim Gespräch vor traumhafter Zürichsee-Kulisse im Klostergarten, rundherum allerlei selbst gezüchtetes Gemüse vom Klostergärtner. Die Wirkungsstätte der Kapuziner in der Rosenstadt ist speziell. Sie führen seit 1992 ein offenes Kloster, leben mit Freiwilligen zusammen, mit Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Religionen, die sich einfach ein wenig zurückziehen, am Klosterleben teilhaben und mithelfen möchten. Ein Konzept, das Bruder Adrian zwar nicht initiiert, aber lange Zeit begleitet und mit weiterentwickelt hat. Innerhalb des Ordens, erklärt er, werde alles in Gemeinschaft umgesetzt, Entscheide fallen nach Mehrheiten. «Die Orden sind, wenn man so will, die demokratischen Inseln innerhalb der katholischen Kirche.»

Unter Brüdern

Offenes Kloster, wechselnde Gäste, viel Arbeit. «In Rapperswil müssen wir uns um die Besucher kümmern. Das ist eine schöne Tätigkeit, aber ich möchte jetzt wieder weniger betreuen und mehr schreiben.» Denn, das muss man wissen, sein Herz schlägt auch für den Journalismus. Anfangs sind die Gäste jeweils noch länger geblieben, ab 2001 wurden es mehr Wochengäste. Seit 2008 gibt es ausserdem das Kloster-Cafe. Alles Dinge, die Bruder Adrian mitgetragen hat. Natürlich sei so ein Gästebetrieb anspruchsvoll. «Immerhin kommen jede Woche bis zu acht neue Leute zu uns. Aber insgesamt eine positive Erfahrung.» A propos Erfahrung: Bruder Adrian, sind Sie eigentlich ein glücklicher Mensch? «Ja, das bin ich. Ich geniesse mein Leben und bin ein fröhlicher Mensch.» Das merkt man auch im Gespräch. Soll er sich selbst beschreiben, wählt er die Adjektive neugierig, überlegt, organisiert. Nicht die schlechtesten Eigenschaften für einen Mönch. Wobei Adrian das Wort Bruder bevorzugt. Er sagt: «Genau genommen sind wir kein Mönchs- sondern ein Brüder-Orden.»

Menschen begleiten

Der Begriff deutet es bereits an: Entscheidet man sich, Kapuziner zu werden, fällt die Wahl auf ein Leben in Gemeinschaft. Genau das richtige für Bruder Adrian. Zweifel hatte er keine. Wobei er betont: «Man darf nicht vergessen: Die Eintrittsphase in den Kapuziner-Orden dauert neun Jahre. Da hat man genug Zeit, sich das gut zu überlegen.» Er war damals 26 und hatte bereits einige Schicksalsschläge hinter sich, den Verlust geliebter Menschen erlebt. Sein Glaube aber ging ihm nicht verloren. Es gebe Positives und Negatives im Umgang mit dem Tod, sagt er. «Vor 30 Jahren habe ich im Kloster Schwyz auf einer Pflegestation gearbeitet für alte Brüder. Einen von ihnen pflegte ich bis zuletzt. Es war eine bereichernde Zeit.» Er spricht von Erfahrungen, die dem eigenen Leben mehr Tiefe geben und das Gott-Ver-trauen stärken. Auch an seinem zukünftigen Wirkungsort Schwyz wird er deshalb wieder Menschen auf den letzten Metern begleiten.

Ein kritischer Geist

Was Bruder Adrian selbst auch weiterhin begleiten wird, sind Nussstängeli. Die liebt er. «Das Wichtigste ist, dass sie knackig sind», sagt er mit einem Lachen. Ebenso angetan haben es ihm das Fotografieren und das Schreiben. Gute Voraussetzungen für einen Redaktor, der unter anderem für die Kapuziner-Zeitschrift «ITE» Texte verfasst und für seinen eigenen Blog. Ebenso von Vorteil: ein offener Geist. Ja, er würde sich schon auf der Reform-orientierten Seite innerhalb der Katholischen Kirche sehen. «Ich bin für Demokratie, vertrete eine offene Theologie. Das passt auch zum Orden. Die Schweizer Kapuziner gelten als vergleichsweise progressiv.» Daher gibt es Dinge, die er durchaus kritisch sieht und auch benennt. «Klar ist, dass wir einen Entscheidungsstau in der Katholischen Kirche erleben. Andererseits muss man auch anerkennen, dass sich innerhalb der letzten 30 Jahre einiges getan hat.» Doch grosse Herausforderungen, die gebe es nach wie vor. Bruder Adrian spricht ruhig, überlegt, positiv. Vor allem wenn es um seine Theologie geht. Es sei dies eine befreiende, eine lebensbejahende, getragen von Liebe und Barmherzigkeit. Zu Heilsversprechen im Jenseits sagt er – und das nicht ohne Schmunzeln: «Ich verwende gerne das Bild eines Schmetterlings. Wir sind wie die Raupen. Über dieses Stadium kann ich dementsprechend viel erzählen.» Und danach? «Das weiss ich natürlich auch nicht. Ich kenne nur den Beginn der Verpuppungsphase. Auf unser Schmetterlingsdasein bin ich ja gespannt!» Überraschend offen, erfri-schend.

Als Kapuziner zieht man weiter

Erfrischend und einfach ist auch das Bild, das er verwendet, um die Wahl seines Ordens zu erklären. «Ich wurde Kapuziner, weil ich da hin-gehöre. Wie ein Fisch ins Wasser.» Sagt’s und deutet auf den Zürichsee. Doch die Kapuziner sind eben ein Weltorden. Deshalb gehören Ortswechsel für die Brüder einfach dazu. «Und auch ich wollte diese Veränderung.» Nächster Halt: das Kloster Schwyz. Ein Unbekannter ist Bruder Adrian dort nicht. «Ich bin vielen Brüdern bereits begegnet. Ich freue mich sehr darauf, sie wiederzusehen.» Im Kantons-Hauptort erwarten den 56-Jährigen auch neue Aufgaben. Und besonders wichtig: «Ich werde wieder mehr Zeit für meine Tätigkeit als Redaktor haben.» Natürlich freut er sich zudem auf die zahlreichen Wanderwege im Inneren der Schweiz. Aber Hand aufs Herz: Werden Sie Rapperswil dennoch vermissen? Der Bruder wählt die Worte sorgfältig. «Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein wenig Wehmut aufkommen wird, wenn ich die Region verlasse. Aber die Zeit ist einfach reif.» Mit Blick auf den strahlenden Zürichsee merkt man es schon: Bruder Adrian weiss, was er zurücklässt. Doch er freut sich auf Neues.

Michel Wassner

Ps: Ab dem 9. September gilt:

Br. Adrian Müller
Kapuzinerkloster
Herrengasse 33
Postfach 353
6431 Schwyz

Weisheit des Salomo

Vom 16.-31. Mai 2021 bin ich wieder bei der Telebibel Zürich zu hören. Dabei wollte ich mal das Thema Weisheit aufgreifen. Und in der Bibel ist es König Salomo, der in diesem Zusammenhang oft genannt wird. Das erste Buch der Könige sowie die zweite Chronik aus dem Alten Testament erzählen uns von Salomo. Im Neuen Testament sind es die Evangelisten Matthäus und Lukas, die auf Salomo Bezug nehmen. Spannend. Hier geht es zur Homepage der Telebibel.

Vom 16.-30. November habe ich im Sinn mit der Josephs-Geschichte auf den Weg zu gehen.

Geht! Edito ite 2021/

«Geht!» ist in Corona-Zeiten eher Hoffnung als Realität. Lockdown und Homeoffice prägten im letzten Jahr unseren Alltag. Distanz halten und zu Hause bleiben waren empfohlen. Wie konnte ITE nur auf den Titel «Geht» kommen? Das lateinische «ite» heisst in Deutsch «geht» und beschliesst die lateinische Messe: «ite, missa est», das bedeutet vom Spätlateinischen her übersetzt: «Geht, ihr seid gesandt». Gesandt sind wir als Christen und Christinnen, in die Welt zu gehen. Und auch als franziskanische Menschen sind wir immer wieder neu gesendet, um für die Liebe Gottes in Dörfer und Städten Zeugnis zu geben.

Die vierte Nummer dieses Jahres (ite 2021/4) wird 100 Jahre Schweizer Kapuziner in Tansania feiern. Wagemutige Brüder sind 1921 aufgebrochen, haben Missionen aufgebaut und so ihren christlichen und franziskanischen Sendungsauftrag auf afrikanischem Boden gelebt. Doch zuerst wurden franziskanische Menschen in die Schweiz gesandt, um den Boden zu bereiten: «Geht» hiess es auch 1221, vor 800 Jahren, im Süden der Alpen. Damals wurden die ersten Franziskaner über die Alpen nach Nordeuropa geschickt. Ihr Auftrag war – modern ausgedrückt – den «franciscan way of life» im Norden zu leben und zu verbreiten. Schweizer Christen und Christinnen sollte die franziskanische Nachfolge Jesu nahegebracht werden. Dieses franziskanische «Geht» und «Leben» bringen bis heute immer wieder neu vielfältige Frucht. Davon erzählt diese Ite-Nummer.

Jubiläen laden stets wieder ein zu einem kritischen und wohlwollenden Blick in die Vergangenheit, einer offenen Bestandesaufnahme der Gegenwart und dann – wenn die Früchte überzeugen – einem mutigen Gehen in die Zukunft. ite 2021/2 versucht das für das franziskanische Leben im Norden der Alpen, ite 2021/4 für das missionarische Wirken in Tansania. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich spannende Entdeckungen. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Treue und die Unterstützung im Einsatz für das Reich Gottes.

Weiter

Seelseelsorge?

Spannend findet Arnd Bünker die Beobachtung von Joseph Bonnemain , „dass ein guter Seelsorger, eine gute Seelsorgerin in der Begleitung eines Unterscheidungsprozesses auch selbst damit rechnen muss, Perspektiven zu wechseln, Urteile zu revidieren und sich selbst zu verändern. Seelsorge ist also nicht nur distanzierte Arbeit mit dem Gegenüber, sondern auch Arbeit an sich selbst. Seelsorgliches Ringen ist somit gemeinsames Ringen um einen Weg – und damit ein für alle Beteiligten riskantes Unterfangen.“ Dieses Zitat findet sich im Interview von Raphael Rauch mit Arnd Bünker. Hier geht es zum lesenswerten Artikel bei kath.ch.

Und weiter: „Man kann den vier Schlüsselworten von Amoris laetitia folgen: annehmen, begleiten, unterscheiden, integrieren.“

Schreien, einfach schreien

Vom 16. bis zum 31. Januar bin ich wieder mit der Telebibel unterwegs. Jeden Tag einen Impuls, ein Gedanke aus dem Buch Hiob. Dieses biblische Buch gibt uns keine Antworten zu Corona, Leiden und Ungerechtigkeit. Doch es lädt uns ein, den Ärger und die Wut wahrzunehmen und in Sprache zu bringen. Ganz ungeschützt. Manchmal der letzte Weg um Leid vor Gott hin zu tragen und loszulassen. Hier geht es ab dem 16. Januar zur Homepage mit den Predigten. Meine weiteren Predigt-Termine im 2021 sind: 16.-31. Mai und 16.-30. November.

Edito zu ITE 5/20

Liebe Leserinnen und Leser

Klosterführungen sind beliebt. Es kommen Schulen, Vereine – etwa als Rahmenprogramm zur Generalversammlung – und auch Private ins Kloster und tauchen in eine ihnen fremde Welt ein. Die Menschen geniessen es, einmal hinter die Klostermauern zu schauen. Was will ich ihnen als Bruder Adrian vermitteln und für ihr Leben mitgeben?

Anfangs erzählte ich viel über Franziskus und seine Brüder, die ersten Kapuziner und ihre Klöster in der Schweiz. Das ist ein historischer Zugang und bald merkte ich, dass dieser zwar interessant ist, mich aber nicht befriedigt. Ich lebe doch nicht Geschichte. Ich bin Teil der Gegenwart. In der zweiten Phase legte ich mehr Wert auf die franziskanische Spiritualität und die fünf Säulen, wie sie der Kapuzinerorden am Plenarrat in Garibaldi 1986 formuliert hat. Dieser Zugang ist aktuell, bleibt aber im Theoretischen haften. Das Herz wird nicht warm.

Gegenwärtiges Kapuzinerleben ist in der Schweiz und gewiss in Nordeuropa «suchend». Das Alte wird verabschiedet und das Neue ist noch nicht sichtbar. Und nur von Aufbrüchen und Absichten mag ich nicht erzählen. Da bin ich zu praktisch und zu wenig spekulativ veranlagt. An der Zukunft arbeite ich gerne mit, aber Glaubwürdigkeit und konkretes Tun sind mir wichtiger.

Tue etwas Gutes und erzähle davon, das ist ein medialer Grundsatz: Dies ist die Absicht dieses Heftes wie auch meiner Klosterführungen. Dabei ermöglicht diese ite-Ausgabe andere Weisen der Kommunikation, als eine Klosterführung dies tut. Die Führung lebt vor allem von Räumen. Ite 2020/5 von Brüdern und ihrem Leben. Ihre Erfahrungen sollen die Schweizer Kapuzinergeschichte des 20. Jahrhunderts etwas sichtbar machen.

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich bei der Lektüre Freude und auch immer wieder ein Aha-Erlebnis.

Pace e bene

Adrian Müller Vgl. Homepage ITE

Endlich klare Worte – Danke

Ursachen erkennen – Verantwortung übernehmen – Konsequenzen ziehen Erklärung der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) (ZdK 20.11.20)
Sexualisierte Gewalt ist seit langem ein strukturelles Problem in der katholischen Kirche. Das Leid der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche betroffen sind, erschüttert uns. Täter und Täterinnen sind nicht nur diejenigen, die aktiv missbrauchen, sondern auch alle, die vertuschen, verharmlosen und eine offene und transparente
Aufdeckung der Taten behindern. Die Kirche muss sich dieser schweren Schuld bedingungslos stellen. Wer Verantwortung trägt, muss diese auch übernehmen und aus Versagen Konsequenzen ziehen – das betrifft alle Leitungsverantwortlichen, in erster Linie die Bischöfe. Weggesehen und -geschwiegen haben in Fällen sexualisierter Gewalt über Jahrzehnte hinweg auch kirchlich engagierte Christinnen und Christen ohne Weiheamt. Wir bedauern, dass wir als Zentralkomitee der deutschen Katholiken nicht schon vor 2010 das Thema in den Blick genommen haben. Wir bekennen, dass auch wir das Leid der Betroffenen oft nicht an uns herangelassen haben und diesbezüglich noch Lernende sind. Wir sind ernüchtert, beschämt und zornig, dass sexualisierte Gewalt in der Kirche immer noch vertuscht wird. Bis heute bekennen sich zu wenig Verantwortliche zu ihrem Tun und Unterlassen. Wenn konsequent und schonungslos aufgearbeitet wird, unterstützen wir dies. Wir sehen jedoch, dass es noch immer Bischöfe und weitere Leitungsverantwortliche gibt, die ihre Macht missbrauchen, keine persönliche und institutionelle Verantwortung übernehmen und nicht zu
strukturellen Veränderungen bereit sind. Wir fordern eine freimütige Diskussion auch innerhalb der Kirche und verurteilen jede Form, solche Diskussionen – womöglich sogar mit arbeitsrechtlichen Instrumenten – zu unterbinden. Aktuell sind wir Zeuginnen und Zeugen intransparenter Vorgänge im Erzbistum Köln. Wir fordern, diese vollständig offen zu legen und insbesondere die Ergebnisse aus dem Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zugänglich zu machen. Außerdem muss für weitere Untersuchungen eine unabhängige Kommission vergleichbare Prozesse und anzuwendende Methoden definieren und die Ergebnisse diözesanübergreifend evaluieren.

Im Juni 2020 hat die DBK mit der Bundesregierung eine „Gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in Deutschland“ unterzeichnet. Wir fordern die Bischöfe auf, die Vereinbarung in ihren Bistümern konsequent und entschlossen umzusetzen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken verpflichtet sich, die Aufarbeitung kritisch zu begleiten. Dafür mandatiert das ZdK eines seiner Gremien, das Gespräch mit den Betroffenen zu suchen, mit ihnen gemeinsame Perspektiven zu entwickeln und Kontrollinstanzen zu überlegen, die Fortschritte in der Aufarbeitung sicherstellen können. Parallel sollen notwendige Reformen der katholischen Kirche im Zuge des synodalen Weges vorangetrieben werden. Leitend muss die Perspektive der Betroffenen sein. (Verabschiedet am Freitag, dem 20. November 2020)

„Mir ist gegeben“

Edito 2020/4. Ich empfinde mich als spiritueller Mensch. Und das wurde mir wohl schon als Kind eingepflanzt. Mein reformierter Fünftklasslehrer sagte meiner Mutter: Adrian wird ein Pfarrer werden. Nun – Pfarrer wurde ich nicht, aber Kapuziner und begeisterter Theologe. Und noch heute werde ich in der Auseinandersetzung mit Franz von Assisi, Jesus von Nazareth und theologischen Fragen heiss.

Solche Themen sprechen mich an und betreffen mich persönlich sehr. Religiöses Fragen und Suchen ist mir auf den Weg gegeben worden. Wie weit es mir – quasi natürlich – in die Wiege gelegt wurde oder wie weit ich durch Eltern und den Tod von mir lieben Menschen geprägt worden bin, wäre eine noch zu vertiefende Frage.

Ja, vieles wurde mir auf den Lebensweg mitgegeben. Gewisse Dinge nehme ich vielleicht nicht einmal besonders wahr. Ich bin Schweizer und habe nichts dafür getan. Ich bin Mann, Christ, Katholik, usw. Andererseits verdanke ich meinen Mitbrüdern Kapuzinern eine lange und umfassende Ausbildung. Für dieses grossartige Geschenk danke ich von Herzen! In dieser ite-Ausgabe mit dem Titel «Mir ist gegeben» denken und spüren wir aus unterschiedlichen Perspektiven diesem «Gegeben-Sein» nach.

Wir sehen, dass Jesus von Nazareth von Gaben spricht, die uns gegeben sind, um am Reich Gottes mitzubauen. Franz von Assisi macht die Erfahrung, dass er nicht alleine auf dem Weg ist, sondern dass Gott ihm Brüder auf den Weg gegeben hat. Heute ist es sicher von Bedeutung, dass den Jugendlichen Bildung mit auf den Weg gegeben wird. Vor allem von älteren Frauen höre ich sagen, dass ihnen – da Frauen im Laufe ihres Lebensplanes ja sowie so heiraten werden – Bildung vorenthalten wurde. Zum Glück haben da die Schwestern von Ingenbohl, Menzingen, Baldegg und das Seraphische Liebeswerk Solothurn schon früh dagegengehalten!

Heute ist es nicht mehr die Frage nach der Bildung an sich, sondern das «Wie» der Gestaltung von Bildung, die in der Schweiz zu intensiven Diskussionen führt. Ach ja, erst mit dem Erarbeiten dieser Heftnummer lernte ich, dass Lehrplan 21 nichts mit dem 21. Jahrhundert zu tun hat, sondern lediglich aussagt, dass sich 21 Kantone an diesem Lehrplan orientieren.

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen viel Freude an dieser Nummer und hoffentlich auch ein Staunen über das, was Ihnen fürs Leben mitgegeben wurde. Und nicht zuletzt, eine Dankbarkeit, die das Herz warm werden und glücklich sein lässt.

Pace e bene

Adrian Müller