Edito 2020/4. Ich empfinde mich als spiritueller Mensch. Und das wurde mir wohl schon als Kind eingepflanzt. Mein reformierter Fünftklasslehrer sagte meiner Mutter: Adrian wird ein Pfarrer werden. Nun – Pfarrer wurde ich nicht, aber Kapuziner und begeisterter Theologe. Und noch heute werde ich in der Auseinandersetzung mit Franz von Assisi, Jesus von Nazareth und theologischen Fragen heiss.
Solche Themen sprechen mich an
und betreffen mich persönlich sehr. Religiöses Fragen und Suchen ist mir auf
den Weg gegeben worden. Wie weit es mir – quasi natürlich – in die Wiege gelegt
wurde oder wie weit ich durch Eltern und den Tod von mir lieben Menschen
geprägt worden bin, wäre eine noch zu vertiefende Frage.
Ja, vieles wurde mir auf den Lebensweg
mitgegeben. Gewisse Dinge nehme ich vielleicht nicht einmal besonders wahr. Ich
bin Schweizer und habe nichts dafür getan. Ich bin Mann, Christ, Katholik, usw.
Andererseits verdanke ich meinen Mitbrüdern Kapuzinern eine lange und umfassende
Ausbildung. Für dieses grossartige Geschenk danke ich von Herzen! In dieser
ite-Ausgabe mit dem Titel «Mir ist gegeben» denken und spüren wir aus
unterschiedlichen Perspektiven diesem «Gegeben-Sein» nach.
Wir sehen, dass Jesus von Nazareth von Gaben spricht, die
uns gegeben sind, um am Reich Gottes mitzubauen. Franz von Assisi macht die
Erfahrung, dass er nicht alleine auf dem Weg ist, sondern dass Gott ihm Brüder
auf den Weg gegeben hat. Heute ist es sicher von Bedeutung, dass den
Jugendlichen Bildung mit auf den Weg gegeben wird. Vor allem von älteren Frauen
höre ich sagen, dass ihnen – da Frauen im Laufe ihres Lebensplanes ja sowie so
heiraten werden – Bildung vorenthalten wurde. Zum Glück haben da die Schwestern
von Ingenbohl, Menzingen, Baldegg und das Seraphische Liebeswerk Solothurn schon
früh dagegengehalten!
Heute ist es nicht mehr die
Frage nach der Bildung an sich, sondern das «Wie» der Gestaltung von Bildung,
die in der Schweiz zu intensiven Diskussionen führt. Ach ja, erst mit dem
Erarbeiten dieser Heftnummer lernte ich, dass Lehrplan 21 nichts mit dem 21.
Jahrhundert zu tun hat, sondern lediglich aussagt, dass sich 21 Kantone an
diesem Lehrplan orientieren.
Liebe Leserinnen und Leser,
ich wünsche Ihnen viel Freude an dieser Nummer und hoffentlich auch ein Staunen
über das, was Ihnen fürs Leben mitgegeben wurde. Und nicht zuletzt, eine
Dankbarkeit, die das Herz warm werden und glücklich sein lässt.
Pace e bene
Adrian Müller