Edito zu ITE 2021/3

Liebe Leserinnen und Leser

«Macht euch die Erde untertan». Diesen «biblischen» Spruch haben Sie wohl auch schon oft gehört und sich vielleicht darüber ebenso wie ich geärgert. In der letzten Zeit hallt mir noch ein Zitat von Leonardo Boff nach: «Wenn wir uns nicht ändern, werden wir aussterben wie die Dinosaurier.»

Erdgeschichtler zeigen, dass die Auslöschung von Tier- und Pflanzenarten zum natürlichen Prozess der Evolution gehört. Im Verlaufe ihrer Geschichte hat die Erde fünfzehn grosse Vernichtungskatastrophen durchgemacht. Die letzte von ihnen hat den Dinosauriern das Überleben gekostet. Was zum Aussterben der Dinosaurier geführt hat, ist umstritten, bei uns Menschen ist wohl klar, was zu unserer Auslöschung führen könnte.

Selbst die neue Einheitsübersetzung von 2017 übersetzt Genesis 1,28 mit «Seid fruchtbar und mehret euch, füllt die Erde und unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!» Man könnte wirklich meinen, die Bibel ist ökologisch unsensibel und unterstützt wirtschaftlichen Raubbau. Als dieser Text allerdings geschrieben wurde, gab es noch keinen Kapitalismus, keine Unternehmen, keine global tätigen Firmen und Banken, auch keine Massenvernichtungswaffen, die die Welt mehrmals in die Luft sprengen könnten. Es gab Viehhirten und vielleicht ein paar Könige – die Bibel erzählt in ihren frühen Büchern eher von Nomaden, denn von sesshaften Menschen. Für diese wenigen Menschen gab es unbeschränkt Platz auf Erden, und die Natur konnte sich vom menschlichen Leben und Handeln immer wieder problemlos erholen.

Im hebräischen Originalzitat aus Genesis 1,28 hat das hebräische Verb kabasch die Bedeutung als Kulturland in Besitz nehmen. Das Verb radah meint königlich auftreten. Ein König hat Verantwortung für sein Reich und ist Gott gegenüber verantwortlich für sein Tun. Von dieser Verantwortung handelt ITE 2021/3. Unsere Vision wäre, dass aus unserem Leben und Wirtschaften ein wunderbares Miteinander entstände, dass Leben in Vielfalt und Fülle für Menschen, Tiere und Pflanzen möglich wird; geordnet und abgestimmt, so dass sich Wirtschaft und Natur bildhaft gesprochen den Handschlag der Nachhaltigkeit für das Leben geben.

Edito zu ITE 5/20

Liebe Leserinnen und Leser

Klosterführungen sind beliebt. Es kommen Schulen, Vereine – etwa als Rahmenprogramm zur Generalversammlung – und auch Private ins Kloster und tauchen in eine ihnen fremde Welt ein. Die Menschen geniessen es, einmal hinter die Klostermauern zu schauen. Was will ich ihnen als Bruder Adrian vermitteln und für ihr Leben mitgeben?

Anfangs erzählte ich viel über Franziskus und seine Brüder, die ersten Kapuziner und ihre Klöster in der Schweiz. Das ist ein historischer Zugang und bald merkte ich, dass dieser zwar interessant ist, mich aber nicht befriedigt. Ich lebe doch nicht Geschichte. Ich bin Teil der Gegenwart. In der zweiten Phase legte ich mehr Wert auf die franziskanische Spiritualität und die fünf Säulen, wie sie der Kapuzinerorden am Plenarrat in Garibaldi 1986 formuliert hat. Dieser Zugang ist aktuell, bleibt aber im Theoretischen haften. Das Herz wird nicht warm.

Gegenwärtiges Kapuzinerleben ist in der Schweiz und gewiss in Nordeuropa «suchend». Das Alte wird verabschiedet und das Neue ist noch nicht sichtbar. Und nur von Aufbrüchen und Absichten mag ich nicht erzählen. Da bin ich zu praktisch und zu wenig spekulativ veranlagt. An der Zukunft arbeite ich gerne mit, aber Glaubwürdigkeit und konkretes Tun sind mir wichtiger.

Tue etwas Gutes und erzähle davon, das ist ein medialer Grundsatz: Dies ist die Absicht dieses Heftes wie auch meiner Klosterführungen. Dabei ermöglicht diese ite-Ausgabe andere Weisen der Kommunikation, als eine Klosterführung dies tut. Die Führung lebt vor allem von Räumen. Ite 2020/5 von Brüdern und ihrem Leben. Ihre Erfahrungen sollen die Schweizer Kapuzinergeschichte des 20. Jahrhunderts etwas sichtbar machen.

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich bei der Lektüre Freude und auch immer wieder ein Aha-Erlebnis.

Pace e bene

Adrian Müller Vgl. Homepage ITE

Medien laden zum Staunen ein

In den frühen 80er-Jahren, Postamt Ostermundigen 1, Samstagmorgen, eine Stimme halt durch die Schalterhallen. «Ädu, ein Fax für deine Familie!». Aufgeregt springe ich zum Faxgerät, das noch gar nicht so lange auf dem Postamt steht – vor kurzem wurde ich noch auf den Telegrafen ausgebildet. Wie angewurzelt bleibe ich vor dem neuen Faxgerät stehen. Da kommt erkennbar die Handschrift einer meiner Schwestern aus dem Faxgerät heraus – und ich weiss, meine Schwestern sind in Norwegen in den Ferien.

Medien laden zum Staunen ein weiterlesen