Jan Hus predigt.

Medien für den Glauben fruchtbar machen

Rapperswil, Klosterkirche, Predigt zum Mediensonntag. Liebe Schwestern und Brüder, willkommen zum Gottesdienst am Mediensonntag. Drei Fragen gehen mir am heutigen Tag persönlich besonders durch den Kopf:

  1. Wie gehe ich selber mit Medien um?
  2. Wie mache ich Medien für meinen Glauben fruchtbar?
  3. Wie setzen wir als Kirche Medien für unsere Jesusnachfolge ein?

Ich betrachte mich, aber auch euch alle als Medien-Täter und -Täterinnen; nicht aber als Medien-Opfer. Wir setzen Medien ein und gebrauchen sie. Im eben gehörten Johannes-Evangelium werden wir aufgerufen, zu lieben. Nicht das «geliebt werden» steht im Fokus. Wir sind aktiv und sind zur bewussten Aktivität aufgerufen – dies im Glauben sowie in unserer Medienpraxis. Sowohl Medien-Gestaltung als auch Medien-Gebrauch brauchen aktive Menschen, wie auch der Glauben selber nicht aus Passivität leben kann.

Insofern ist für mich der Medien-Umgang mit Beten und Meditieren zu vergleichen. Man betet nicht um zu schlafen oder zu träumen, sondern um sich auf Gott, auf das Reich Gottes hin auszurichten, und manchmal findet man sich unerwartet im heiligen Raum. Aber das ist eher Geschenk Gottes als Tun des Menschen. Ähnlich ergeht es mir in den unterschiedlichen Medienwelten

 

  1. Wie gehe ich selber mit Medien um?

Early Adopters nennt man Menschen, die stets auf dem technischen Höhepunkt sind. Ein solcher bin ich nicht. Es geht mir bei Medien nicht primär um die Technik – auch wenn mich technische Neuerungen und Möglichkeiten manchmal faszinieren können – sondern um deren Inhalte, deren Botschaft und besonders um neue und gute Begegnungsmöglichkeiten.

Mit vielen Medien geht es mir wie mit der Bibel: Sie ist ja auch ein Medium, ein Buch, dass sich mir immer wieder neu eröffnet. Gelesen habe ich sie früher einmal von Anfang bis Schluss, aber trotzdem finde ich immer wieder spannende Abschnitte. Ja, manchmal gibt es spannende Entdeckungen. So erlebe ich oft auch den Umgang mit den unterschiedlichen Medien. Ich empfinde mich als einen Sucher mit beschränkter Zeit, wenn ich mich jeweils wieder neu auf sie einlasse.

 

  1. Wie mache ich Medien für meinen Glauben fruchtbar?

Ich liebe die Stille, da brauche ich zuvorderst keine Medien, höchstens in der Vorbereitung ein Buch, oft die Bibel oder eine Gebetssammlung, aber meistens geniesse ich es einfach in die Stille, in mich, zu IHM oder zu IHR gehen zu können.

Manchmal ist es ein Filmbild, das mich in die Stille begleitet. Doch sind solche Bilder nicht planbar, sie sind mir ein Geschenk auf meinem Weg. Auch schätze ich oft ein gutes Stück Musik, dass mich in die Stille, ins Schweigen vor Gott führt und trägt. Für mein Beten und Meditieren sind Medien kein muss, aber manchmal eine gute Hilfe und Einstimmung.

Medien spielen vor allem für mein Glaubenswissen und für meinen Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung eine wichtige Rolle. Da geht es um Information und Vertiefung. Ich komme mir dabei oft vor wie ein Goldsucher. Es braucht viel Aufwand und Zeit, um ab und zu wieder ein Goldkörnchen, eine Gottesnähe zu erahnen. Zu Schürfen gibt es dabei einiges. Und oft braucht es Geduld …

Das Medium Buch oder Zeitschrift blende ich mal ganz aus. Schon Fernsehen SRF bringt mich mit seinen Angeboten an die Grenzen meiner Aufnahme-Fähigkeit: Sternstunde Religion ist die einzige religiöse Fernseh-Sendung, die ich regelmässig schaue; es gäbe im explizit religiösen Sektor noch christliche und nichtchristliche Fernsehgottesdienste, Wort zum Sonntag, Bilder zum Feiertag und beispielsweise Rosanna checkt’s. Diese Fernsehformate sprechen mich aber wenig an.

Eher nicht religiöse Fernseh-Sendungen – meistens als Podcast gesehen – können meinem christlichen Leben und Glauben Nahrung sein. In der Sendung Einstein lerne ich oft Staunen über Gottes Schöpfung, im Kassensturz lerne ich einiges über einen verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung. Das sind die Welten, welche mich zur Zeit besonders beschäftigen. Es geht dabei um meine Verantwortung und meinen Einsatz um Gottes Schöpfung, die ich sehr liebe.

Wenn ich nun loslegen würde mit Radiosendungen wie Blickpunkt Religion, Perspektiven, Espresso, Medientalk, SRF Digital oder Aus Religion und Gesellschaft vom Deutschlandfunkt – eine Entdeckung der letzten Monate! – oder Glauben und Wissen vom Radio Bremen … dann wären wir morgen noch dran. Ich kann nur sagen, ich bin dankbar dafür und höre diese Sendungen oft mit viel Gewinn und manchmal mit einem leichten inneren Erschauern. Ton-Medien mag ich sehr und sind für mich besonders fruchtbar geworden; sie haben mehr und mehr die Presse, auch die religiöse Presse ersetzt.

Ich weiss, im Schweizer Radio gibt noch viele weitere religiöse Sendungen, die mir aber in meinem Glauben und Leben wenig weiterhelfen. Da denke ich an Radiogottesdienste, Radiopredigten, den Zwischenhalt, Wort aus der Bibel, Text zum Sonntag. Sie sind nicht mein Medienformat. Mag sein, dass für andere Menschen, die Interessen und Erfahrungen mit den unterschiedlichen Sendegefässen anders liegen. Das darf sein. Ich bin wie gesagt ein Goldschürfer und bin da an der Arbeit, wo ich ab und zu für mich Glaubensnahrung finde und weitere erwarte. Ihr vielleicht andernorts. Gemeinsam wird uns wohl das knappe Zeit-Budget sein.

Bei den Medien-Inhalten kann ich bei mir in den letzten zehn Jahren eine Veränderung feststellen. Früher waren für meinen Glauben fiktionale Erzählungen von grosser Bedeutung. Ich verschlang Romane, sah viele Spielfilme und kam gesättigt und motiviert aus diesen fiktionalen Welten in meine Alltagswelt zurück. Heute bin ich eher in der Phase der Dokumentargeschichten sowie von Informations-Sendungen. Sie sind heute das Brot, das mein Leben farbig macht und meinen Glauben nährt.

Wenn ich an meinen Medienumgang denke, dann wir mir aus dem heutigen Tages-Evangelium folgender Satz sehr wichtig: «Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe». Und das tut er unter anderem auch mittels Medien und ihren unterschiedlichen Formaten, wenn ich dranbleibe und schürfe.

 

  1. Wie setzen wir als Kirche Medien für unsere Jesusnachfolge ein?

Auf allen kirchlichen Ebenen sowie – ich erlebe es jedenfalls so – in allen Medien ist Kirche, das heisst Ortskirchen, Landeskirchen, Lokalkirchen, Bistümer, Kirche Schweiz, Weltkirche präsent. Spontan kommen mir die WhatsApp-Adventsmeditationen von kath.ch oder auch das Twittern von Papst Franziskus in den Sinn. Wo werde ich aktiv und zum Kommunikator? Hier gehe ich nicht auf die sozialen Kommunikationsmedien ein. Ein spannendes und sehr grosses Feld würde sich hier öffnen …

«Wir als Kirche» eröffnet schon für mich als Bruder Ädu oder als Adrian Müller ein grosses mediales Kommunikationsfeld. Hier eine kurze Auflistung:

  • «Wir als Kirche», zum Beispiel Wir als Klostergemeinschaft betreiben eine Homepage und bieten uns als Medien-Inhalte für viele Medien an. Da gibt es Radio-Reportagen, Zeitungsartikel, Fernseh-Sendungen, usw. In der kommenden Woche lebt eine Journalistin bei uns im Haus, die ihre Erfahrungen in einem Buch niederschreiben will.
  • «Wir als Kirche», zum Beispiel Wir als Kapuziner haben seit Jahrzehnten die Zeitschrift Ite, die dem Reich Gottes, v.a. in Form von Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Ehrfurcht vor der Schöpfung dienen wollen.
  • «Wir als Kirche», zum Beispiel Wir als Missions-Institute sowie Fastenopfer und dem Departement für auswärtige Angelegenheiten (DEZA) bringen mit «Filme für eine Welt» Dokumentarfilme aus dem Süden in die Schweiz, um so unsere Achtsamkeit für andere Kulturen und weltweite Probleme zu schärfen. Dabei zeigt sich mir immer mehr, wie vielfältig und Komplex die Fragen sind.
  • «Wir als Kirche», zum Beispiel Wir als evangelische-reformierte und römische-katholische Kirche im Kanton Zürich meditieren und kommentieren täglich in der Telebibel einen Ausschnitt aus der Bibel.

 

Liebe Schwestern und Brüder, der Mediensonntag kann ein Anlass sein, sich selber mit seiner eigenen Mediennutzung wie auch mit unserer eigenen Glaubenskommunikation auseinanderzusetzen. Auch Dankbarkeit und Barmherzigkeit hat darin Platz. Ich weiss, nicht alle haben die Aufgabe und die Berufung eines Fernsehmoderators, aber wir alle sind gerufen Zeugen unseres Glaubens, von Gottes Gerechtigkeit und Frieden, wie auch der Geschwisterlichkeit mit der Schöpfung zu sein. Dazu ermutige ich uns alle, mit unseren persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Damit auch mit unserer Hilfe das Reich Gottes Wirklichkeit werde. Amen.

 

Evangelium nach Johannes, 14,23-29

23 Jesus antwortete ihm: Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.

24 Wer mich nicht liebt, hält an meinen Worten nicht fest. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.

25 Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin.

26 Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

27 Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.

28 Ihr habt gehört, daß ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch zurück. Wenn ihr mich lieb hättet, würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich.

29 Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt.

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