Gott lässt sein Ebenbild nicht im Stich

forumKirche, Weisheiten aus der Wüste      (12. September 2013)

Aufregung herrscht im Dorf Poggio Bustone/I. Vor einigen Wochen lief der bekannte Franz von Assisi durchs Dorf und grüsste alle Menschen herzlich mit «pace e bene» (Frieden und Gutes) . In einer Grotte oberhalb des Dorfes hat er sich im Wald niedergelassen, und nun hört man ihn klagen und schreien. «Aha, Midlife-Crisis», wissen die älteren Menschen zu diagnostizieren. Weiter.

 

Echte Begegnung ist anders

forumKirche, Weisheiten aus der Wüste      (29. August 2013)

Welch eine Überraschung, als gestern Felix zu mir ins Büro stürmte. Meine Freude war gross. Ich hatte ihn lange nicht mehr gesehen. Und jetzt steht er wieder vor mir, strotzend vor Energie und Elan – und er spricht von Freundschaft, die auch geogra-fische Trennung unbeschadet überlebt. Gerne habe ich mitge-träumt; bis ich den wahren Grund seines Kommens erfuhr. Ausgenutzt und verschaukelt kam ich mir nachher vor. Nein, lieber Felix, du wärst besser nicht gekommen. Weiter.

 

Bete tanzend und singend

forumKirche, Weisheiten aus der Wüste      (17. August 2013)

Oft schon habe ich mit Lust Augustinus zitiert: «Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen!» Verblüffend ist dieses Zitat deshalb, weil Augustinus ansonsten eher «Leibfeindlichkeit» nachgesagt wird. Diese Vergeistigung erklärt sich aus den philosophischen Vorgaben des Augustinus: Nur die Idee kann das Wahre sein. Und trotzdem soll der Mensch mit den Engeln tanzen, denn das gesungene Gebet zählt doppelt! Die Erfahrung des Betens hat Augustinus den verkopften Zugang zum Beten geweitet – und auch ich habe diese Öffnung in der Praxis erlebt. Weiter.

 

Ja kein Gutmensch sein!

forumKirche, Weisheiten aus der Wüste      (29. Juli 2013)

Die Geschichte: Einst besuchten drei Alte den Abbas Achilas. Einer von ihnen hatte einen schlechten Ruf. Einer der Alten sprach nun zu Achilas: «Abba, mache mir ein Netz.» Der aber sagte: «Ich mache es nicht.» Dann sagte der andere: «Tu uns ein Liebes, damit wir ein Andenken an dich in unserer Bleibe haben.» Achilas aber sagte: «Ich habe keine Zeit.» Dann sprach zu ihm der andere, der einen schlechten Ruf hatte: «Mach mir ein Netz, damit ich etwas von deinen Händen habe, Abba.» Der aber antwortete sofort und sagte ihm: «Ich mache es dir.» Da sagten die zwei anderen Alten zu ihm: «Wir haben dich gebeten, und warum wolltest du nichts für uns tun? Zu diesem aber hast du gesagt: Ich mache es dir.» Da sagte ihnen der Alte: «Euch sagte ich, ich tue es nicht, und ihr wart nicht bekümmert, weil ich keine Zeit hatte. Wenn ich es aber diesem nicht gemacht hätte, hätte er gesagt: Weil der Alte von meiner Sünde gehört hat, wollte er es nicht tun. So aber schneiden wir den Faden sofort ab. Ich habe also seine Seele erweckt, damit dieser nicht in der Betrübnis ertrinke„. Weiter.

 

beziehungsarm und beziehungsreich

Ite 2013/3 ist eben frisch herausgekommen      (8. Juli 2013)

Schon erstaunlich wach schlendert Michele durch den schwach beleuchteten Gang zum Morgengebet. «Buongiorno, uomo di Dio», flüstert er mir, dem Siebenschläfer, sanft ins Ohr. Jeden Morgen, da ich es auch tatsächlich schaffe aufzustehen, empfängt mich der Zuspruch «Guten Morgen, Mann Gottes » des italienischen Mitbauers. Weiter, zum Grundsatzartikel „Heil entfaltet sich in der menschlichen Begegnung“, oder als PDF.

Gottes Zorn heilt?!

Rapperswil, Predigt zum Patrozinium der Kirche und der Stadt      (23. Juni 2013)

Die zweite gute Nachricht: Der Zorn Gottes hat – wie wir im Leben von Jesu sehen können – nichts mit dem Zorn zu tun, wie wir ihn kennen, aber auch gar nichts mit dem Fluchpsalm 58, wie ich ihn vorher ausschnittsweise zitiert habe. Nein, der Zorn Gottes ist anders als Menschen fürchten.

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Glück kommt oft überraschend

forumKirche, Weisheiten aus der Wüste      (22. Juni 2013)

Menschen aus dem «armen» Süden haben mich des Öfteren gefragt, warum in Europa so viele traurige Gesichter zu sehen seien. Grundsätzlich gibt es zwei absolut sichere Lebens-einstellungen, die den Menschen verzweifeln lassen können:
Einerseits der Zwang, von irgendetwas das Beste haben zu müssen (gut allein genügt nicht), andererseits der Druck, selber der beste und erfolgreichste Mensch zu sein. Solche Ansprüche sind zum Scheitern verurteilt. Francois Lolord hat im Buch «Hektors Reise oder die Suche nach dem Glück» 23 Lektionen geschrieben, die dem Menschen auf dem Weg zum Glück eine Hilfe sein können. Weiter.

 

Nicht jeder Zorn heilt

forumKirche, Weisheiten aus der Wüste      (9. Juni 2013)

Funkelnde Augen schauen mir ins Gesicht. «Werden Sie manchmal nicht auch vom heiligen Zorn ergriffen?» Gut, das Gefühl von Wut und Empörung oder auch von Ärger kenne ich. Doch, heiliger Zorn? Kann Zorn überhaupt heilig sein? Nein, ich glaube nicht, dass Zorn und zorniges Verhalten uns Menschen weiterbringen. Und trotzdem bete ich manchmal gerne mit Maria: «Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.» (Lk 1,51-53). Weiter.