Auferstehungsgottesdienst Franz Xaver Brantschen, 10. Juli 2025
Liebe zum Leben breite Brüder und Schwestern
„Gott hat zum Leben uns befreit“ haben wir zwischen Lesung und Evangelium gesungen. Ja, das hat Gott; und im Blick auf das Leben von Bruder Franz Xaver Brantschen kommt mir diese Befreiung und ein vielfältiges Leben entgegen. Gott hatte auch Franz Xaver zum Leben befreit – und jetzt zum ewigen Leben.
Als Guardian habe ich Franz Xaver in den letzten Jahren hier in Schwyz als einen ruhigen und betenden Menschen erlebt. Oft sah ich ihn mit dem Rollstuhl in die Krankenkapelle rollen oder schon im Gebet, in die Gegenwart Gottes versunken. Hörschwierigkeiten haben in den letzten Jahren die Kommunikation mit Franz Xaver erschwert bis verunmöglicht. Rückmeldungen auf seinen Tod, zeigen, dass es in den letzten zwei Jahren schwierig war, mit Franz Xaver via sms oder Telefon zu kommunizieren. Und trotzdem: Zitat: «Wir sind sehr traurig über den Tod von Pater Franz Xaver. Er war ein Mann, den ich und meine Familie sehr geliebt haben. Er hat einen großen Beitrag zum Leben unserer Großfamilie geleistet.»
In der Lebensbeschreibung von Br. Franz Xaver Brantschen kommt mir ein aufgeweckter und kritischer Mensch entgegen. Das zeigt sich schon in den ersten Zeilen seines Curiculum vitae:
„Jugendzeit: Geboren in Randa (Wallis) am 20. Juni 1930 als Kind von Severin Brantschen und Maria Burgener aus Saas Grund. Getauft am 22. Juni auf den Namen Pius. Wir waren 6 Geschwister, 5 Buben und 1 Mädchen. Der dritte Sohn starb 2-Jährig und das Mädchen, Nr. 4 hielt es nur zwei Tage bei uns aus. So blieben wir, die vier Brüder. Die Mutter hatte sich immer ein Engelchen als Familienpatron und einen Priester gewünscht. Beides wurde ihr gewährt. Gleich zwei Engel und von den Söhnen wurden 3 Kapuzinerpriester, die alle Missionare wurden, 2 in Tansania und einer in Indonesien (Borneo).“ Jeder Satz bedeutungsschwer!
Im Tagesevangelium bei Matthäus hörten wir: Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe! Pius trat ins Noviziat bei den Kapuzinern ein und wählte den Namen Franz Xaver, weil er den Wunsch hatte, einmal Missionar zu werden. Doch kam er nicht mit seinen Brüdern nach Tansania! Obwohl er sich dazu vorbereitet hat.
In Ite 2024/4 erinnerte sich Franz Xaver:
«Im Herbst 1957 wurden wir (René, Ewald, Matheus und ich) nach Fribourg als Missionskandidaten für Tansania mutiert. Darum lehrte uns P. Walbert am Missionsinstitut der Universität Swahili. Anfang 1958 kam P. Serafin, Provinzial, und sagte uns, dass eine Anfrage aus der holländischen Provinz gekommen sei, um Missionare auszutauschen. Die holländischen Mitbrüder bekamen aus politischen Gründen keine Visa mehr für Indonesien. Darum sollten wir neutralen Schweizer versuchen, ein Visa für Borneo, Indonesien, zu bekommen.»
Und bald reiste Franz Xaver nach Indonesien aus. Zitat: «Mit dem Zug bis Genau und dann mit Schiff kamen wir nach ein paar Tagen Aufenthalt in Singapore am 1. November in Pontianak (West Borneo) an, … Genau ein Monat auf der Reise.» Sich darauf beziehend meinte er später verschmitzt, jetzt geht es in einem Tag bis nach Indonesien oder in einem Tag wieder zurück.
Franz Xavers erste Station in Indonesien war Sanggau – nicht St. Gallen in der Schweiz – Sanggau in Indonesien. Nach einem Jahr kam er nach Jangkang. In meinen Ohren tönen seine Schilderungen direkt idyllisch für Bergler und Ökologen: «eine abgelegene Station ohne Strassen, nur vielen Flüssen und Waldwegen und ein Pfarrhaus, das bei jedem Husten zitterte.» Okay, ein stabiles Kloster ziehe ich einem zitternden Haus trotzdem vor!
Bald ging es wieder für 17 Jahre zurück nach Sanggau, wo ihm die Priesterweihe seines Katechisten grosse Freude bereitete. Doch auch hier kann sich Franz Xaver eines klärenden Kommentares nicht enthalten: «Er war mein ehemaliger Katechist, kein Kirchenlehrer, aber ein Mann des Volkes.» Zu Bildung hatte Franz Xaver öfters ein kritisches Verhältnis. So schreibt er unter anderem: P. Walbert, Mitglied des Definitoriums, schlug mir ein Missiologie-Studium in Rom vor, was ich aber kategorisch ablehnte.» Das damalige ordensinterne Theologie-Studium bezeichnet er kritisch als «noch ziemlich vorkonziliär».
Der indonesische Provinzsekretär Bruder Pionius Hendi antwortete mir auf die Todesanzeige: «His life and ministry have left a lasting legacy for both the Catholic Church and the Capuchin Order in West Kalimantan, Indonesia.» Frei übersetzt: Das Leben und Wirken von Franz Xaver Brantschen hinterlässt eine dauerhafte Prägung sowohl für die katholische Kirche wie auch für den Kapuzinerorden in West Kalimantan.
Und über besonders verdiente Brüder der Schweizer Provinz schrieb der Provinzsekretär Pionius Hendi in ITE 2024/4: «Franz Xaver Brantschenwar von 1981 bis 1990 Regionaloberer. 1990 spielte er eine entscheidende Rolle bei der Gründung der Postulate des heiligen Leopold Mandic in Sanggau Kapuas.»
Der Lebensbericht von Franz Xaver endet 2015, vor zehn Jahren, mit folgenden Sätzen: „Die Altersbeschwerden zeigten sich immer stärker. Ich wollte der jungen Provinz von Pontianak nicht zur Last werden. Darum entschloss ich mich schweren Herzens … Borneo Adieu zu sagen und flog mit Erlaubnis des Provinzials zurück in die Schweiz. Bin nun wieder in Brig. Der Körper ist da und zufrieden, das Herz bleibt wohl für immer in Borneo. Dank der Güte der Provinzobern und der Brüder in Brig geht es mir gut und den Altersbeschwerden auch immer besser.“
Gut, der letzte Satz verlangt auch etwas nach Interpretation. Ging es nun Franz Xaver dank der Pflege und Unterstützung in der Schweiz stets besser oder ging es wirklich den Altersbeschwerden immer besser? Oder stimmt etwa beides?
Das war vor zehn Jahren, als Franz Xaver noch in seinem geliebten Wallis weilte. Als das Kloster Brig aufgehoben wurde, kam Franz Xaver nach Olten, kurz vor der Aufhebung des Klosters Olten nach Schwyz. Stets blieb er sehr mit Indonesien verbunden, wo er nach seinem Curriculum vitae sein Herz in Borneo gelassen hat. In Olten hatte Franz Xaver stets am Samstagmorgen den Gottesdienst zelebriert. Und es gab kaum eine Feier, da es inhaltlich nicht auch um Indonesien ging, vor allem in den Fürbitten. Und die Aktualität seiner dabei geäusserten Gedanken zeigte, dass Franz Xaver stets informiert war und wusste, was in Indonesien und in der Welt los war. Er las stets viele Bücher, so erinnert sich Bruder Crispin.
Zum Schluss zitiere ich hier gerne noch aus der Lesung aus dem Buch der Sprüche: 10 denn Weisheit zieht ein in dein Herz, / Erkenntnis beglückt deine Seele. 11 Besonnenheit wacht über dir / und Einsicht behütet dich. (2,10-11). Amen