Der Kapuziner vom Zürisee

Sulamith Ehrensperger, 3sat.de

Als Klostervorsteher gibt Adrian Müller dem Kapuzinerkloster Rapperswil gegen Aussen ein Gesicht. Sein Herz gehört diesem Ort direkt am Zürichsee. In den Tiefen des Sees hat der Kapuziner sein persönliches religiöses Symbol gefunden: einen Pfluganker, den er beim Schnorcheln vor dem Kloster aus dem Wasser gezogen hat.

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Errungene Versöhnung

Pfarreiforum 07/15, S. 12

Müde und mit grossem Druck im Bauch schleppt sich Jakob durch die Wüste. Er ist auf dem Weg zu seinem Bruder Esau und hat ein schlechtes Gewissen. Obwohl mit sich selber beschäftigt, kann er die Verantwortung für seine Frauen und Kinder sowie die Tiere nicht abgeben. Er ist und bleibt gefordert.

Die bevorstehende Begegnung mit seinem Bruder Esau löst bei Jakob keine Vorfreude, sondern vor allem ein schlechtes Gewissen aus. Hat er dem älteren Bruder doch durch Täuschung des eigenen Vaters das Erstgeburtsrecht sowie den Segen geklaut. Jakob musste nach dieser Tat fliehen und in der Fremde leben.

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Edito zu Ite 2015/3

Liebe Leserinnen und Leser

Missverständnisse können schmeicheln und lösen manchmal ein Schmunzeln aus. «Wow, Sie arbeiten für eine Computerzeitschrift, das ist ja cool», wurde mir gesagt. «Eine Stelle in der IT-Branche, das möchte ich auch einmal haben», sagte mir ein junger Mann. Leider musste ich ihn enttäuschen. Ite-ist das Magazin der Schweizer Kapuziner und ist keine Abkürzung wie IT (Informationstechnik), sondern kommt vom lateinischen Wort iter itineris n (ire), d.h. Gehen, Weg, Gang, Reise, Marsch, Fahrt und wurde am Ende der lateinischen Messe als Abschiedsformel verwendet: «Ite, missa est – geht, ihr seid gesandt!»

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Vagabunden retten den Süden

In modernen Gesellschaften beschleunigt sich das Leben und die Mobilität steigert sich stetig. Einige Menschen sind mit Lust, andere mit Frust im Rucksack unterwegs. Touristen sind willkommen und werden umworben. Anders ist es mit den Arbeitssuchenden aus dem Ausland. Reiche Länder möchten diese wirtschaftlichen Flüchtlinge – sofern sie nicht eigene Löcher stopfen – schnellstens wieder loswerden.

Die Schweiz ist mit Strassen zugepflastert. Die Strassendichte pro 100km2 der Gesamtfläche beträgt in der Schweiz 173km, in Afrika 6,8km, in Lateinamerika 12km und in Asien 18km. Diese Strassendichte hat Nach- und scheinbar vor allem Vorteile. Mobilität gilt als Motor für die Entwicklung, schreibt Gabriela Neuhaus im DEZA-Magazin. Mobilität fördert den Austausch, aber auch die Abhängigkeit zwischen armen und reichen Nationen.

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Es peitschen die Wogen des Lebens

Menschsein fordert uns heute ganzheitlich heraus. Soziologen betrachten postmodernes Glaubensleben als eine Pilgerschaft und manche Theologen sprechen von Patchworkreligiosität. Der heutige Mensch muss sich seinen Glauben vermehrt selber basteln. Viele Christen leben ihre Sehnsucht nach Spiritualität nicht mehr ortsgebunden in Pfarreien, sondern unterwegs und zu speziellen Zeiten. Die Gottesbeziehung muss stets neu gefunden werden. Manche führt die Suche ins Kloster, einmal oder wiederholt.

Einer Festung gleich liegt das Kapuzinerkloster von Rapperswil oben am Zürichsee. Auf drei Seiten werden die Mauern von der Uferpromenade und Wasser abgegrenzt. Im Rücken liegt der Lindenhügel mit dem Schloss. Vorne, an der Seeseite, bei der Schanz wurden früher die zürcherischen Kriegsschiffe abgewehrt, ja im See versenkt.

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Das DU erahnen

Artikel in der Zeitschrift „Dialog“

KNAPP hat es mir noch zum morgendlichen Kaffee gereicht. Brüder,  Schwestern und Gäste sind in angeregte morgendliche Diskussionen vertieft. Mir wird ein freundlicher Blick zugeworfen, aber wenig gesagt. Alle wissen: Es ist noch nicht seine Stunde. Schon etwas wacher geht es nach dem geschlürften Kaffee in den Gebetsraum. Lied, Psalm und Bibeltext lassen mich ankommen, ein Musikstück hilft, in innere Schwingung zu geraten, und dann geht es in die wohltuende Stille, Meditation genannt. Einige langsame und tiefe Atemzüge helfen, in die Wahrnehmung der Gegenwart zu gelangen. Ja, ich bin da. Jetzt lege ich los, innere Welten dürfen sich öffnen.

Hier geht es zum PDF der Zeitschrift.

Ist Franz von Assisi gescheitert?

Franziskuskalender 2016, S. 68-69

Er wollte die Kreuzfahrer auf friedliche Wege führen und dem Sultan der feindlichen Muslime den christlichen Glauben nahebringen. Seine Brüder sollten für immer in radikaler Armut leben. Mit diesen Zielen drang Franziskus nicht durch.

Ist Franz von Assisi der grosse Verlierer in der Weltgeschichte? Hat er mit seinen Vorstellungen von Jesusnachfolge und Weltpolitik versagt?  Gerne träumt man davon, dass Franziskus mit seinen damaligen Taten mehr Erfolg gehabt hätte.

Zum Artikel als PDF.

Worte für die MittWortsMusik

Luzern, Jesuitenkirche, 20. Mai 2015

1. Wort

Liebe Mitfeiernde

Musik und Worte sollen sich heute am Gedenktag des Bernhardin von Siena miteinander verbinden. Gregorianische Gesänge, wie wir sie schon gehört haben, bestehen aus Worten und Musik. Muss ich da wirklich noch etwas sagen? Gut, das vorgetragene Latein werden wohl die wenigsten von uns verstehen und übersetzen können. Darum wage ich einige Worte in Hochdeutsch – gesprochen und nicht gesungen.

Die franziskanische Liturgie in dieser Woche ist sehr vielfältig und stellt einige nachahmenswerte Menschen in den Mittelpunkt. Am Montag feierten wir Kapuziner das Fest von Felix von Cantalice, am Dienstag die Gedenktage von Maria Bernarda Bütler von Auw sowie den Crispin von Viterbo und heute Mittwoch den Bernhardin von Siena.

Bei der Würdigung franziskanischer Heiliger ist zumeist der Start sehr einfach:

  1. Der Heilige oder die Heilige ist vor allem sehr gottverbunden – traditionell wird dies mit fromm ausgedrückt.
  2. Der oder die Heilige ist volksnah – bei Kapuziner-Laien-Brüder ist dies sogar zu betonen. Als Bettler waren sie auf der Strasse und in den Familien bei den Menschen unterwegs.
  3. Je franziskanischer der oder die Heilige, desto mehr ist er oder sie bei den Armen und Ausgestossenen gegenwärtig. Das meint nicht nur solidarisch, sondern präsent vor Ort und selber auch arm und minder; eben eine mindere Schwester oder ein minderer Bruder, wie die korrekte Ordensbezeichnung mit „Ordo fratrum minorum“ vorgibt.

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